Was sind MIOs und wie verändern sie die Sozialbranche?
Die digitale Transformation im Gesundheitswesen Deutschlands gewinnt durch die fortschreitende Einführung der Telematik-Infrastruktur (TI) an Fahrt. Ein wesentlicher Bestandteil dieser Entwicklung sind Medizinische Informationsobjekte (MIO) und Pflegerische Informationsobjekte (PIO), die einen Wandel in der Verwaltung und Nutzung von Gesundheitsdaten versprechen.
MIOs – Ein neuer Standard für medizinische Daten
MIOs und PIOs bieten eine standardisierte Methode zur Dokumentation und zum Austausch von Gesundheitsinformationen. Sie ermöglichen es Gesundheitsdienstleistern, Patientendaten effizient, sicher und ohne Informationsverlust system- und sektorenübergreifend zu teilen. Ein MIO definiert sich im Wesentlichen durch ein standardisiertes Datenformat, das dazu dient, bestimmte medizinische Informationen in einer elektronischen Patientenakte (ePA) zu speichern. MIOs können jedoch auch außerhalb der ePA verarbeitet werden, zum Beispiel als KIM-Nachricht an andere Einrichtungen.
Ein praktisches Beispiel für ein MIO ist der digitale Impfpass. Sämtliche Details über den Impfstatus des Patienten werden in einem standardisierten Format in der ePA im MIO gespeichert. Durch die Verwendung des interoperablen MIO-Standards ist es Gesundheitsdienstleistern bei entsprechend vorliegenden Berechtigungen für die ePA möglich, im Kontext der weiteren Versorgung auf diese Impfdaten zuzugreifen. Mit § 355 Abs. 1 SGB V hat die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) den gesetzlichen Auftrag erhalten, die semantische und syntaktische Interoperabilität für die Inhalte der elektronischen Patientenakte (ePA) festzulegen. Die MIOs werden gemeinsam vom KBV und der mio42 GmbH entwickelt. Neben dem Impfpass wurden bereits weitere MIOs wie der Mutterpass 1.1.0 oder die Patientenkurzakte 1.0.0 entwickelt.
PIOs – Die Antwort auf die Bedürfnisse der Pflege
PIOs sind technisch gesehen MIOs, enthalten jedoch keine medizinischen, sondern pflegerischen Informationen. Während sich MIOs also rein auf die medizinische Versorgung konzentrieren, sind PIOs speziell auf den Pflegebereich ausgerichtet und ermöglichen eine standardisierte Erfassung, Dokumentation und Weitergabe pflegerelevanter Daten. Durch die Bereitstellung eines strukturierten Rahmens für pflegerelevanten Daten fördern PIOs eine effektive Kommunikation und Koordination innerhalb der interdisziplinären Pflegeteams und Gesundheitsdienstleister.
Ein praktisches Beispiel für ein PIO ist der PIO Überleitungsbogen. Die Überleitung einer zu pflegenden Person von bspw. einem Krankenhaus in ein Pflegeheim kann durch das PIO dokumentiert und als KIM-Nachricht (Kommunikation im Gesundheitswesen) vom Krankenhaus an das Pflegeheim versendet werden. Der PIO-Überleitungsbogen ist standardisiert und erleichtert somit den bundesweiten Austausch pflege- und versorgungsrelevanter Informationen zwischen verschiedenen Einrichtungen im Gesundheitswesen. Neben der Möglichkeit, PIOs in die ePA zu schreiben, kann der digitale Überleitungsbogen zukünftig auch als KIM-Nachricht zwischen unterschiedlichen Leistungserbringern und sektorenübergreifend ausgetauscht werden. PIOs werden gemeinsam vom KBV und der mio42 GmbH auf Basis des § 355 SGB V und unter Einbindung der Bundesverbänden der Pflege entwickelt.
Synergien zwischen MIOs und PIOs: Auf dem Weg zu einer integrierten Gesundheitsversorgung
MIOs und PIOs sind somit keine isolierten Lösungen, sondern ergänzen sich gegenseitig, um eine umfassende und patientenzentrierte Versorgung zu ermöglichen. Die Integration beider Informationsobjekte in die ePA schafft eine vollständige Sicht auf den Gesundheitszustand und die Bedürfnisse des Patienten. Indem MIO und PIO auf einer gemeinsamen Plattform wie der ePA zusammenfließen, unterstützt diese ganzheitliche Betrachtungsweise eine präzisere und individuellere medizinische und pflegerische Versorgung über verschiedene Sektoren hinweg. Die Möglichkeit, MIOs und PIOs künftig auch isoliert als KIM-Nachricht verschicken zu können, soll die interdisziplinäre Zusammenarbeit fördern und zur Kontinuität der Versorgung über sektorale Grenzen hinweg beitragen.